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Ich wurde von der Wohlfühltierärztin Verena Senoner und dem Hundetrainer Alexander Minnich eingeladen, im neu gegründeten Forum Waldegg, an einem Seminar über Medical Training teilzunehmen. So ging es Ende Jänner Richtung Piestingtal, um Elke Grablechner vom Animal Training Center zu lauschen.
Der Seminarort und die Referentin.
Das Forum Waldegg liegt etwas abseits am Rande des Waldes und ist das Herzensprojekt von Verena Senoner und Alexander Minnich. Sie haben sich und ihren Tieren dort ein Heim geschaffen, möchten aber auch Vorträge und Seminare zu verschiedenen Themen für Interessierte anbieten.
Am Eingang werde ich bereits von einer Fellnase begrüßt, bevor mich Alexander zum neu renovierten Seminarraum geleitet, wo ich mir einen Platz suche. Die Atmosphäre ist angenehm und so fühlen sich auch die teilnehmenden Hunde sehr wohl. Für Speis & Trank wird in den Pausen ebenso gesorgt.
Die Vortragende Elke Grablechner hat Verhaltensbiologie studiert, ist Filmtiertrainerin und seit 2014 arbeitet sie als tierschutzqualifizierte Hundetrainerin im Animal Training Center, mit Spezialisierung auf Therapiebegleit- und Signalhunde (Diabetes). Sie war auch Mitwirkende beim Handbuch „Medical Training“. Es ist im Cadmos Verlag erschienen.
Körperpflege und Tierarztbesuche vertrauensvoll meistern!
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde zeigt uns Elke zur Einstimmung ein Video „Wie mache ich es nicht!“. Hunde, die sich bei Körperpflege sichtlich unwohl fühlen und lieber ihrer Situation entkommen würden. Im 2. Film sehen wir Zootiere, die ihre Körperteile präsentieren, Tabletten freiwillig schlucken, sich Zähne putzen und sogar Blut abnehmen lassen. Und das ganze ohne Fixierung und ohne Zwang.
Die 3 Säulen als Basis
1. Respekt → Selbstbestimmung
2. Vertrauen → Bindung & Ehrlichkeit
3. Training → Erklärung & Generalisierung
Die Toolbox
Was wir zum Trainieren benötigen ist relativ simpel. Wir brauchen ein Markersignal!
Die Anforderungen sind:
- Die Hände sollen frei sein
- Es sollte nicht zu laut sein
Am besten eignen sich daher Markerwort oder eine Pfeife. Der Clicker kann für viele Hunde zu laut sein und außerdem hat man nicht beide Hände zur Verfügung.
Als Bestärker werden supertolle Leckereien verwendet und als zusätzliche Belohnung werden auch Umweltbestärker eingesetzt, wie zum Beispiel die Einheit zu beenden oder die Tierarztpraxis zu verlassen. Es sollten immer Leistung und Situation berücksichtigt werden und für besondere Fortschritte ist dann eine Jackpot Belohnung angesagt 😉
Pflegemaßnahmen sind nie selbstbelohnend, daher sollte man immer mit Bestärkern arbeiten.
Elke Grablechner
Bürsten kann für das ein oder andere Tier durchaus selbstbelohnend sein. Medizinische Behandlungen, aber auch Pflegemaßnahmen sind meist unangenehm oder sogar schmerzhaft. Somit tritt kein Gewöhnungseffekt beim Tier ein. Um eine verlässliche Kooperation zu erreichen, ist es wichtig, mit besonders guten Bestärkern zu arbeiten.
Dann wartet auch bereits die erste Aufgabe für die Teilnehmerinnen mit Hund. Einen Ruhemarker etablieren! Und schneller als gedacht, verstehen Zwei- und Vierbeiner, um was es geht und entspannen sich.
Elke gibt uns auch Tipps wie wir eine konditionierte Entspannung aufbauen können. Eine eigene Decke, Düfte, Musik, Kauartikel oder eine Massage können hierbei eine gute Unterstützung sein.
Säule 1: Respekt
Die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit des Tieres resultiert in Stressvermeidung und verstärkt dadurch die Bindung & das Vertrauen. Diese Ehrlichkeit dem Fellpartner gegenüber führt einerseits zu einer besseren Gesundheitsvorsorge als auch zu Zeitersparnis. Und das Training sorgt zusätzlich für Spaß & Beschäftigung, in unserem Fall, mit dem Hund.
IBB Signale
IBB = Ich bin bereit
Gibt dem Tier die Möglichkeit, sein Einverständnis für eine Behandlung/Pflegemaßnahme zu signalisieren.
Diese Signale wahrzunehmen, zeugt von Respekt gegenüber dem Partner Tier. Es gibt ihnen die Chance zur Mitbestimmung über Vorgänge am eigenen Körper und mit der Umwelt. Die Möglichkeit „Nein“ zu sagen, fördert die Kooperationsbereitschaft. So zeigt der Hund eher seine Bereitschaft für den Eingriff, obwohl er weiß, dass es eventuell unangenehm werden kann.
Säule 2: Vertrauen
Vertrauen wird oft dadurch erschöpft,
Bertolt Brecht
dass es in Anspruch genommen wird.
Das Vertrauenskonto
Das Vertrauenskonto zwischen unseren Fellnasen und uns sollte gut gefüllt sein, um Abhebungen, so gut wie möglich, auszugleichen. Unter Einzahlungen fallen Kuscheln, Füttern, Spielen, Spazieren,… Je nach persönlichen Vorlieben des Hundes. Abhebungen sind natürlich negativ – können auch unbeabsichtigt sein – wie alleine sein oder eben ein Tierarztbesuch.
Beschwichtigungssignale sollen wahr genommen werden und Konsequenzen daraus gezogen werden. Sprich, wir gehen im Training vielleicht einen Schritt zurück und verlangen weniger und bringen wieder mehr Spaß rein. Beschwichtigungssignale sind aber nicht immer gleich ein Grund das Training abzubrechen! Vielleicht liegt es auch an unserer Körpersprache: haben wir einen sanften Blick? Eine ruhige Stimme? Bewegen wir uns rücksichtsvoll? Strahlen wir eine zuversichtliche Stimmung aus?
Ehrlichkeit
Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge.
Thomas Mann
Ein teures Geschenk, welches man von billigem Training nicht erwarten kann.
Animal Training Center
Säule 3: Training
Ankündigungen
Wir informieren unseren Hund, welche Berührungen oder Behandlungen auf ihn zukommen. Entweder verbal oder auch mittels einem Gegenstand. Hier hat der Hund die Möglichkeit Nein zu sagen oder seine IBB Signale zu versenden.
Trainingsaufbau
Sinnvoll ist es, das Ziel in Mini-Einzeleinheiten aufzubauen. Shaping beruht darauf, die Schritte für das Tier so klein und einfach zu halten, wie möglich.
Zusätzlich diverse Targets (Kinntarget, Pfotentarget) zu etablieren, kann für einige Pflegemaßnahmen sehr hilfreich sein.
Allgemein wichtig beim Medical Training ist, dass wir bei jeder Verhaltensweise das ruhige Halten des IBB Signales belohnen. Wenn die Tiere sich bewegen, zucken,… kann es schnell unangenehm und sogar gefährlich (Injektion,…) werden.
Beispiel „Augen eintropfen“
Zuerst bauen wir das Kinntarget über mehrere Einheiten auf. Der Kopf soll entweder auf einem Handtuch, am Schoß oder z.B. direkt in der Hand abgelegt werden.
Wenn das gut funktioniert und der Hund die Schnauze länger am Target lässt, sehen wir dem Hund einfach nur in die Augen, markieren & belohnen dies.
In der folgenden Einheit beginnen wir die Tropfen im Fläschchen positiv aufzubauen – nur die Anwesenheit in der Nähe des Tieres und/oder Interesse daran, wird gemarkered und belohnt.
In der nächsten Trainingssession versuchen wir die Hand in Gesichtsnähe positiv zu etablieren.
Am kommenden Tag wird der Augenbereich bereits berührt.
Bis wir dann tatsächlich beim Eintropfen angekommen sind.
In kleinen Schritten kommen wir zwar langsamer ans Ziel, aber dafür „nachhaltig“.
Generalisierung
Wenn gewisse Übungen gut klappen sollten wir nicht nur im Wohnzimmer trainieren, sondern beginnen zu generalisieren. Daher macht es Sinn an verschiedenen Orten zu üben oder andere Menschen dazu zu holen. Beginnen können wir aber auch mit diversen Untergründen, unterschiedlichen Gerüchen, anderen Zeiten,…
Und wenn wir soweit sind, fragen wir beim Tierarzt nach, ob dort mal nur ein Besuch zum Üben möglich ist.
Zusammenfassung Medical Training
- Vertrauenskonto pflegen
- Trainingstechniken sorgfältig anwenden
- Trainingsplan
- Shapingregeln
- Markersignal verwenden
- kurze Einheiten, Auflockern
- Generalisierung
- Tagebuch führen
- hochwertige Belohnungen, die NICHT ausgeschlichen werden
- einfach halten
Elke Grablechner vom Animal Training Center hat in diesem Seminar eine tolle Zusammenfassung zum Thema Medical Training präsentiert. Normalerweise wird dies in einem 2-tägigen Workshop vermittelt. Wir haben dennoch einen super Einblick bekommen, hilfreiche Tipps erhalten und unzählige Fragen wurden geduldig beantwortet.
Die Gastgeber Wohlfühltierärztin Verena Senoner und Hundetrainer Alexander Minnich kümmern sich in ihrem Forum Waldegg liebenswürdig um die Teilnehmerinnen und ihre vierbeinigen Begleiter. Für alles ist gesorgt. Der Seminarraum ist optimal ausgestattet und ich denke, ich darf für alle Anwesenden sprechen:
Wir haben uns sehr wohl & Herzlich Willkommen gefühlt!